Ein häufiger Kritikpunkt am Bitcoin ist der hohe Stromverbrauch. Grund dafür sind die Miner. Sie führen, unter großen Rechenaufwand, Bitcoin Transaktionen durch und legen diese dann über sogenannte FullNodes blockweise in der Blockchain ab. Einfacher gesagt findet sozusagen ein Rennen zwischen den Minern/Mining Pools statt.
Wie nachhaltig ist Bitcoin ?
Der Miner, welcher als erstes die Verifikation des Blocks (eine Hash Funktion) durchgeführt hat, die einem bestimmten Muster (der „Difficulty“) entspricht, gibt sein Ergebnis an die Full Nodes weiter. Haben 51% der FullNodes das Ergebnis, also den letzten Transaktionsblock, akzeptiert, wird der Block an die vorherigen Blöcke (daher Blockchain) angehängt bzw. damit verkettet.
Wie Sie vielleicht schon aus der Einleitung geschlossen haben, bedeutet das auch, dass jeder Miner, aus den Daten der Transaktion, dem letzten Block und der sogenannten Nuonce sehr viele Hash Werte bilden muss, bis einer dem vorgegeben Muster des Systems (Difficulty) entspricht. Das setzt einen hohen Stromverbrauch voraus.
Bitcoin Stromverbrauch
Nach Schätzungen des Center for Alternative Finance beläuft sich der Gesamtverbrauch auf 120 Terrawattstunden im Jahr. Viele kritische Stimmen setzen genau hier an und schließen den Bitcoin als innovatives Wirtschaftssystem vorschnell aus. So wird der Stromverbrauch regelmäßig von Kritikern mit dem Verbrauch ganzer Länder verglichen. (Norwegen, Schweiz, Luxemburg?) Zuletzt ist auch Tesla Chef Elon Musk vorgeworfen worden, nachhaltige Elektro-Autos und Bitcoin widersprächen sich grundsätzlich. Aber ist das wirklich wahr ? Hier hinkt der Vergleich. Der erste Denkfehler bei der Frage nach Nachhaltigkeit bei Bitcoin, muss sich unserer Ansicht auch auf die Verhältnismäßigkeit des jeweiligen Systems beziehen. (Um den Hintergrund genauer zu verstehen empfehle ich unseren Artikel „Wie funktioniert Bitcoin“, dort erläutern wir genauer das „POW“ (Proof of Work) Konzept und wieso es den Bitcoin so sicher macht.)
FIAT Geld & Banken brauchen mehr Strom
Vergleichen wir Bitcoin, als dezentrales Wirtschaftssystem doch mal mit dem allgemeinen Verbrauch seiner direkten Konkurrenten, den Banken. So wird nach offiziellen Angaben ein Verbrauch von ca 650 Terrawattstunden zur Aufrechterhaltung des globalen Banksystems angeführt. Das entspricht mehr als einem Fünffachen des Verbrauchs des Bitcoin Netzwerkes. Des weiteren werden jährlich für das Schürfen von Gold ca 132 Terrawattstunden aufgewendet.
Führt man sich vor Augen, welche Ausgaben Banken, allein im Bereich Immobilienbau & Beheizung für Filialen ausgeben und welcher Stromverbrauch und CO2 Abdruck damit in Verbindung steht, ist es mehr als fragwürdig Bitcoin anzugreifen. Ein System, das komplett ohne Angestellte, Chefs, Verwaltungsgebäude, Geschäftsreisen oder Springbrunnen auskommt und dennoch global zur Verfügung steht.
Ökostrom Mining
Sicher ist Bitcoin von hohem Stromverbrauch geprägt. Ein weiterer wichtiger Aspekt des notwendigen Stroms wird aber ebenfalls meist ausgelassen und wirft nochmal ein neues Licht auf Verhältnismäßigkeit und Nachhaltigkeit des Netzwerkes.
Bereits jetzt nutzt nämlich ein überwiegender Teil der Miner grünen Strom (aktuell ca 76%, wovon 39% echten grünen Öko Strom nutzen und 36% einen Mix aus dem verfügbaren Strom, inklusive Förderung erneuerbarer Energien). Da der Profit aus dem Mining direkt von den Ausgaben des Stroms abhängt, pendeln Miner häufig dorthin, wo der Strom sehr günstig ist.
Dabei werden z.B. Zeiten ausgenutzt in denen ein Überangebot an Strom zur Verfügung steht, wie beispielsweise in China an einigen Wasserkraftwerken. Außerdem betreiben häufig Länder, die 100% Ökostrom anbieten, gleichzeitig auch die größten Bitcoin Mining Farmen wie z.B. Island oder Norwegen.
Deflation – eine Chance für die Umwelt
Ein großer Vorteil von Bitcoin neben der Dezentralisierung ist die nachweisebare Rarität. Anders als bei herkömmlichen FIAT- Währungen wie Euro und Dollar, sind Bitcoins auf ein Maximum von ~21 Mio (20,9999999) begrenzt. Durch die Giral Geldschöpfung der Privatbanken wird ständig neues Geld geschaffen, von dem ein nicht unerheblicher Teil direkt in Umlauf gelangt. Eine dauerhafte Inflation von ca 3% ist die Folge. Diese entwertet nicht nur angespartes Kapital, sondern das gesamte Währungsmittel. Das zeigt sich auch in den langfristig dauerhaft steigenden Preisen.
Bitcoin hingegen kann zwar neu „geschürft“ werden, die Miner erhalten aber mit der Zeit aufgrund sogenannter „Halvings“ immer weniger Bitcoins als Belohnung für das Minen, bis das Maximum erreicht ist. Bitcoin ist daher also als deflationär zu sehen. Während ständig neue Nutzer Bitcoin verwenden, d.h. Kapital in Bitcoin investieren, die Menge an Bitcoin aber gleich bleibt steigt der Wert eines einzelnen Bitcoins.
Da von den meisten FIAT Währungen gerade jetzt zu Corona Krise wieder neue Einheiten emittiert wurden, dh. z.B. mehr Euros/Dollars auf den Markt gekommen sind, der Gegenwert die Wirtschaft aber nicht gleichermaßen gestiegen ist, verliert so der einzelne Euro/Dollar an Kaufkraft.
Unendliches Wirtschaftswachstum ist das Problem
Der Hauptaspekt, der vielleicht ein Mittel für die Folgen des ausufernden Kapitalismus darstellen könnte bezieht sich auf das Verbraucherverhalten. Im Kapitalismus ist durch die ständige Geldschöpfung (Erschaffung von Geld aus Schuld, mehr dazu hier) und das Zinssystem an sich ein wachsende Wirtschaft unabdingbar. Ständige Neuverschuldungen mit Zinsversprechen fordern unendliches Wirtschaftswachstum auf einem endlichen Planeten. Ein Zustand, welcher der Erde extrem schadet und unser gesamtes Ökosystem gefährdet. Das Konsumverhalten der Menschheit wird zunehmend extremer, Materialismus verbreiteter.
grundlegend entspringt dieses Phänomen auch dem Fakt, dass es sich lohnt Geld auszugeben, da es aufzubewahren zu einem Wertverlust führt. Die Inflation zwingt Anleger dazu Geld nicht zu sparen. Auch das kann zu übermäßigem Konsum führen. Geld langfristig anzulegen ist zusätzlich aus dem Grund der Niedrigzinsen keine Alternative, da auch hier die Jahreszinsen (ca 1%) die Inflation (ca 3%) nicht annährend ausgleichen. Auch aus diesem Grund investieren immer mehr Menschen in Bitcoin als deflationären Wertespeicher.
Der Vorteil des Bitcoin Wertespeicher
Der Vorteil bei Bitcoin gegenüber Fiat Währungen als Wertespeicher ? Anleger werden belohnt zu sparen, schädliche Investitionen lohnen sich nicht mehr! Das ist der Hauptaspekt, den Bitcoin damit auch in Bezug auf das Ökosystem noch stärker macht. Das Kaufverhalten könnte sich durch vermehrtes Sparen dämpfen und sich mehr auf „Bedürfnisse“ reduzieren. Emotionale Kaufentscheidungen oder sogenannte Lustkäufe dürften bei der Bezahlung mit Bitcoin seltener vorkommen. Die geminderte Nachfrage dürfte so auch dazu führen, dass Venture Capital Gesellschaften und allgemein Unternehmen ihr Vermögen eher in Bitcoin anlegen als zu investieren. Somit können auch Sie von der Wertsteigerung der deflationären Währung profitieren, statt Kapital in Firmen zu investieren, die in großen Mengen Billigware vertreiben.
Ein bewussteres Management des Vermögens kann unserer Ansicht daher, mit einer deflationären Wertespeicher wie Bitcoin, der das Sparen belohnt, nur positiver ausfallen, als im aktuellen FIAT System, das ständigen Konsum fördert.
Wie nachhaltig ist FIAT Geld ?
Hinzu kommt das Bitcoin zwar Anfangs auch aus moralischer Sicht, durch seine Verwendung im Darknet für eine Reihe illegaler Aktivitäten, Drogenbeschaffung etc. einen schlechten Ruf hatte, sich aber inzwischen auf dem gesamten Markt etabliert hat.
Normale FIAT Währungen als Wertespeicher zu nutzen hingegen kann aus moralischer Sicht sehr kritisch sein, zumindest wenn man die Ersparnisse nicht in Bar anlegt. Private Banken erhalten durch die Sparanlagen der Kunden enorme finanzielle Mittel, die Sie als Basis für den Giralgeldschöpfungprozess verwenden. Dabei profitieren Sie von dem Fakt, das Sie nur ein Bruchteil des geschaffenen Geldes, bei der Zentralbank deponieren müssen (ca 1%) und so von der Seignorage durch die Geldschöpfung profitieren können. Dieser Umstand ist ein großes Problem für die Umwelt, da er die Wirtschaft beschleunigt zum Wachstum zwingt. Zusätzlich wird mit dem geschaffenen Kapital nicht selten in Waffenfirmen, fossile Brennstoffe und Atomkraft investiert. Wie nachhaltig das ist, kann man sich denken. Allein das US Militär ist einer der größten CO2 Emittenten weltweit.
(In dem Artikel „FIAT ist kein Wertespeicher, Bitcoin schon“ erläutern wir nochmal genauer den Aspekt des Wertespeichers.)